Bürger- und Heimatverein Heven e.V.
                                    gegründet 07.02.1897
 
 
   

 

 

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 Heven  
   Kötter

 
 

Die Hevener Kötter

 
 

Jörgen Beckmann

 
Anhand des ersten Herbeder Kirchenbuches, das 1693 beginnt und die Geburts-, Trauungs- und Sterbedaten sowohl der Herbeder als auch der Hevener Bevölkerung enthält, können wir erkennen, daß mit dem Beginn des 18ten Jahrhunderts die Geburtenrate die Sterberate übersteigt. Dieses deutet auf einen langsamen Bevölkerungsanstieg hin. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Heven etwa 200 Personen in 17 Bauern- und 14 Kötterfamilien. Da ein Bevölkerungsanstieg das ausreichende Vorhandensein der lebenslimitierenden Nahrungs- und Energiestoffe voraussetzt, es aber wegen der schlechten Infrastruktur (Wege, Transportmittel usw.) nicht so einfach möglich war, Nahrungsstoffe aus Überschußgebieten heranzutransportieren, müssen wir folgern, daß die hiesige Landwirtschaft durch Anbauflächenvergrößerung und durch die Anwendung besserer Agratechniken mehr produzieren konnte.

Dieses wurde mit dem Einsatz der Kohle als Brennmaterial ermöglicht, denn nun konnte man das sonst zum Heizen und Kochen benötigte Holz entbehren. Auch als Baumaterial wurde das Holz jetzt teilweise durch hiesige Bruchsteine ersetzt. Somit gingen die Bauern dazu über, die hiesigen Wälder langsam zu roden, um ihre Ackerflächen zu vergrößern.

Der aufkommende Bergbau wiederum benötigte mehr Arbeitskräfte als die hiesige Bevölkerung zu jener Zeit stellen konnte. Dieses Überangebot an Arbeitsplätzen lockte junge Männer aus anderen Gemeinden an, sich hier als Bergmann oder Handwerker anzusiedeln.

Die hiesigen Bauern stellten den Neuansiedlern, die meist Handwerker oder Bergleute waren, etwas Hofesland für ein Haus und Garten in Form der Erbpacht zur Verfügung, für das dann der Pächter als sogenannter Kötter an den Hof jährlich Pachtabgaben sowie einige Dienste in der Ernte leisten mußte. Auch an den Gerichtsherren zu Herbede, und zwar den Freiherren von Elverfeldt war jährlich ein Rauch-Huhn von jeder Kötterstelle zu liefern. Zusätzlich hatte jeder Kötter beim Generationswechsel seinem Bauern ein Gewinngeld zu entrichten.

Die hiesigen Bauern überließen ihren Köttern natürlich nicht ihre besten und ertragreichsten Äcker, sondern Randlagen bzw. ehemaliges Markenland, das erst einmal urbar gemacht werden mußte.

Die Kotten im Hevener Dorf im Jahre 1824

 

Die Kotten am Steinberg im Jahre 1824

 

Die Kotten zwischen oberem Knapp, oberer Menkenstraße und dem Kleff im Jahre 1824

 

 

Die Kotten an der Lakebrücke und am unteren Knapp und Kleff im Jahre 1824

 

Die Kotten an der Insel bzw. Schleuse im Jahre 1824

Bei der Zerstörung der Möhnetalsperrenmauer am 17.5.1943 wurden bis auf das Schleusenhaus alle anderen Häuser an der Insel von den Wassermassen weggerissen.

 

Die Kotten an dem Weg „Hevener Mark" im Jahre 1824

 

Die Hevener Bauern waren ja zu jener Zeit alle selbst Erbpächter ihrer Höfe, und sie mußten selbst an den Grundherrn Pachten zahlen und beim Schultheißen Dienste leisten. Mit der Unterverpachtung von Kötterstellen erzielten die Bauern witterungsunabhängige feste und höhere Einnahmen, als wenn sie auf diesen Parzellen selbst Landwirtschaft betrieben hätten. Weiterhin standen ihnen in der Ernte genügend Hilfskräfte zur Verfügung. Bei der Unterverpachtung der Kötterstellen handelten die hiesigen Bauern oft ohne Zustimmung des Grundeigentümers. Politisch wurde der Ansiedlung nicht entgegengesteuert. Die von Friedrich dem Großen angeordnete Markenteilung erleichterte sogar diesen Vorgang.

Die ältesten Hevener Kotten sind Wesberg, Beermann, Ringelband, Nölcken, Lammert, Möller, Frackmann und Bormann. Sie werden schon während des 16ten Jahrhunderts genannt. Bei Bormann kann vermutet werden, daß dieser Kotten aufgrund seiner Größe, seiner Lage und einer Aktennotiz in einem Vertrag über den Tausch von Ländereien einst ein Vollhof war. Der Schöler- Kotten und die beiden Markenkotten Plöger und Neuhaus werden zun erstenmal zu Beginn des 17ten Jahrhunderts angeführt, wobei angemerkt werden muß, daß eine Familie Scholer im 14ten Jahrhundert den Hevener Spliethof bewirtschaftete.

Bis auf den Wesberg-Kotten an der Menkenstraße liegen alle vorgenannten alten Kotten nördlich bzw. östlich angrenzend an die alte Bauernsiedlung im Hevener Dorf. Die im 18ten Jahrhundert gegründeten Kottenstellen finden wir 1. östlich angrenzend an die Bauernsiedlung im Dorf, 2. unterhalb und am vorderen Steinberg bis zur Universitätsstraße, 3. links und rechts des Weges Hevener Mark, 4. in der Lake bis hin zur Herbeder Straße, 5. zwischen Knapp und unterem Steinhügel, Brunsbergweg und unterem Kleff, 6. an der Insel und 7. am hinteren und vorderen Wannenbach. Die älteren der neuen Kötterstellen trugen im 18ten Jahrhundert den Namen der Flur, in der sie lagen. Als Beispiele seien hier Espey, Hollweg, Heienberg, Obere und Untere Knappmann, Ortmann, Am Wesberge, Krumbeck, Keupenberg (I) und Keupenberg (II) genannt.

Das Urkataster, das seitens der Verwaltung 1823 und 1824 zur Besteuerung aufgestellt wurde, nennt in Heven 127 Landbesitzer, von denen 89 in Heven, 25 in Herbede, 8 in Querenburg, 2 in Langendreer und je einer in Witten, am Crengeldanz und in Lütgendortmund wohnen. Neben den 17 Bauernhöfen war die Zahl der Kötterstellen inzwischen auf 72 angestiegen. Gleichzeitig nennt das Hevener Urkataster 78 Haus- bzw. Hofstellen, woraus wir folgern können, daß 11 Kötterstellen zu dieser Zeit gerade neu angepachtet worden waren und von ihren Besitzern nun eingerichtet wurden.

Die in der folgenden Tabelle aufgelisteten 61 Hevener Kötter- oder kottenähnlichen Stellen wurden vor 1824 eingerichtet. Die Kotten 1 - 13 sind die ältesten. Dieses ist daran zu erkennen, weil sie einmal schon vor dem 18ten Jahrhundert genannt wurden und zum anderen 1784 bei der Teilung der Hevener Mark Markenlandanteile erhielten. Die zweite Gruppe der Kotten bilden Nummer 14 - 28. Sie wurden 1775 mit den vorgenannten Kotten in der Inventarliste des verstorbenen Freiherrn von Elverfeldt mit der jährlichen Abgabe eines Rauchhuhns genannt, d.h. sie waren schon vor 1775 gegründet worden. Die Kötterstellen 29 - 61 wurden nach 1775 und vor 1824 eingerichtet. Sie liegen größtenteils im ehemaligen Allmende- bzw. Markenland und besitzen 1824 eine Haus- bzw. Hofstelle. Der in der Tabelle unterstrichene Name ist der des Kottenbesitzers im Jahre 1824. Die Familien Brinckhoff, Moritz Hard, Hasenack gen. Ortmann, Kemper, Köllermann, Lapp, Peters (I), Peters (II), Stüber, Johann-Heinrich Wegmann wohnten zwar 1824 schon in Heven und hatten hier Land angepachtet, sie besaßen jedoch noch kein eigenes Wohnhaus.

 

 

Die Besitzer und späteren Eigentümer der bis 1824 gegründeten Hevener Kotten bzw.

kottenähnlichen Siedlungsstellen

Zustand

Lage

1

Beermann (1572), Hackert gen. Beermann, Schmidt, Kurze

vorhanden

Kleinherbeder Str. 4

2

Bormann 1606, Dönhoff gen. Bormann, Dönhoff, Werth

1901 Brand

Dorfstr. 29

3

Lammert 1572, Tölner, Frahne gen. Lammers, Nölcken, Emil Schröer, jetzt Firma J.D.Neuhaus „Windenschmitte"

vorhanden

Dorfstr. 2

4

Möller 1572, Hagedorn gen. Möller, Dönhoff gen. Möller, Alfred Schröer

ersetzt

Kleinherbeder Str.

5

Nölcken 1572, (Grünewald gen.) Woesthoff gen. Nölcken, Bach, Rosendahl

um 1890 ers.

Universitätsstr. 48

6

Ringelbandt 1572, Stratmann, Stratmann, Dietze

ersetzt

Hevener Str. 63a-e

7

Schoeler 1611, Marre gen.Schoeler, Beckmann gen. Schmidt, Beckmann (im Keupenberg), Firma J.D.Neuhaus (vorderer Parkplatz)

vor 1920 abgerissen

Windenstr. (3)

 

8

Vrackman 1572, Frackmann, Brockhaus, Rüping,

1984 ersetzt

Kleinherbeder Str.2

 

9

Weßbergh 1545, Weßberg, Wesberg

vorhanden

Menkenstr.28

10

Espey 1732, Kopman 1775, Koopmann, Wegmann, Beilmann, Kriener

vorhanden

Espeu 10

11

Feumann (?) 1732, Ortmann 1775, Hasenacker gen. Ortmann, Eickel gen. Ortmann, Eickel gen. Ortmann

vorhanden

Hevener Mark 11

12

Niggehaus 1606, Neuhaus, Firma J.D.Neuhaus

um 1900 Brand

Windenstr. 2

 

13

Plöger 1572, Pleuger, Neuhaus, Wilkels (Wegerhoff), Neveling, Firma J.D.Neuhaus,

jetzt Fabrikhallen

Windenstr.

Firma J.D.Neuhaus

14

an der Crone 1775, Kampmann

 

Kronenstr.

15

Beckmann (1732), Schneider, Mittelste Berghaus, Brinkhoff

vorhanden

Windenstr. 7

16

der neue Kötter an der Wesberg 1775, Spliethoff, Kogelheide

vorhanden

Menkenstr. 26

17

Dreebusch 1775, Drebusch, - Krämer, Lütkehetmann(47), Kelter, Pohlmann (45)

vorhanden

Universitätsstr. 45, 47

18

Herdegen in der Wannebeck 1775, Herdegen, wurde wegen Baufälligkeit abgerissen

abgerissen

Fischertalweg

19

Hollweg, Wegmann am Hollenweg, Königsbüscher, Macke, Eickel, Wollenhaupt, Maiwald

ersetzt

Am Steinberg 2

20

Hübscher 1775, Hübsche, Kremer, Wesberg

1951Brand

Am Steinberg 4

21

Keupenberg (I) 1775, Beckhofes-Kotten 1748, Beckmann im Keupenberg, Beckmann, Beckmann, Lochner

vorhanden

Dorfstr. 10

22

Keupenberg (II) 1775, Voeste im Keupenberg , Madel, Madel, Langewiescher

vorhanden

Dorfstr.12

23

Krumbeck 1775 (gen. Beermann), Krumbeck gen. Becker, Felsch, Felsch, Klein

vorhanden

Hevener Str. 59

24

Oberste Knapmann 1775, Schröer, (Bormann gen.) Körmann, Heller, Overberg

 

Steinhügel 126, Ecke Menkenstr.

25

Ölmüller bis 1695, Lütge Hetmann, Hetmann, Luhn, Westarp, Werner Marten 1947-83, Verwaltung der Freizeit Kemmade

ersetzt

Querenburger Str. 29

26

Schulte in der Marck (Witwe) 1775, Bremer Geilenbrügge,

 

Hevener Mark 21

27

Unterste Knapman 1775, Dreier auf dem Knappe, Steinkuhl, Bormann, Usadel

 

Knapp 1

28

Voeste am Heyenberge 1747, 1775, Eickel, Eickel 1903 durch Neubau ersetzt, Maiwald

1903 Brand

Universitätsstr. 49

29

Bergmann, Bergmann

 

In der Lake 17

30

Bergmann, Bergmann, Kanu-Club, durch Neubau ersetzt

ersetzt

In der Lake 7 / 7a

31

Blennemann, Blennemann und Wohlfahrt

vorhanden

Kleff 188

32

Brenecker

 

Kronenstr.

33

Dönhoff gen. Möller, Burg, Lohmann, Marg, Wittenborg, Butterworth, Schücking, Sonnenschein-Brennerei

vorhanden

Alter Fährweg

34

Einwohnerhaus des Spliethofes, Twellhegen,

zerstört 17.5.1943

Insel (6)

35

Einwohnerhaus des Zurnedden-Hofes, Peters, Voß,

 

Herbeder Str. 300

36

Einwohnerhaus des Zurnedden-Hofes, Richstein

 

Knapp 2

37

Frahne gen. Wöstenhoff, Eigent. Zeche Vincenz, Grotehusmann

vorhanden

Hevener Mark 20

38

Freudewald, Lapp, (wegen Bergbauschäden um 1955 abgerissen)

abgerissen

zwischen Friedhof und Steinhügel 104

39

Hautkapp gen. Messing, Messing, Stadt Witten, wegen Baufälligkeit um 1965 abgerissen

abgerissen

Vor Dorfstr. 10, neben Dorfstr. 8

40

Körmann, Peters,

zerstört

17.5.1943

Insel (2)

41

Körmann, G., Kaschuga, Biederbick, Kribbenholt

vorhanden

In der Lake 13,

42

Körmann, J.R., Eickel-Ortmann, Fischenberg,

 

Hevener Mark 19

43

Kracht, Kracht, Firma Aug. Lohmann, Dubre’

vorhanden

In der Lake 9

44

Krieger, Kottenberg, Stadt Witten

abgerissen

stand nach Dorfstr. 8, vor Dorfstr. 10

45

Mittelste Berghaus, Berghaus, Brocke,

abgerissen

Herbeder Str. , Ecke In der Lake

46

Nölcken (gehörte einst zum Nölcken-Kotten), Krämer, Nölcken, Schümann

vorhanden

Universitätsstr. 54

47

Ortmann auf dem Knappe, Menken, Storckmann, Menken, Schroll

ersetzt

Steinhügel 120

48

Rensing, Katthagen,

zerstört

17.5.1943

Insel (7)

49

Salzhaus der Gemeinde Heven, Scholer, Stüver, Pothmann

vorhanden

In der Lake 23

50

H.Zurnedden, Scheve, Buhr, Schmidt,

Kückelmann

vorhanden

Kleff 36

51

Schmidt auf dem Knappe, Bergstein, Wegmann, Beckmann

vorhanden

Steinhügel 115-117

52

Königl. Schleusenhaus,Schöler, Strombauverwaltung Ruhrort, Rosendahl

vorhanden

Insel Schleusenhaus

53

Schule der Gemeinde Heven, wurde beim Straßenbahnbau 1926/27 abgerissen

abgerissen

vor Dorfstr. 11

54

Stauben, Kiepenheuer, Kiepenheuer, Rosiny-Mühlen, Bäcker, Schmitz

 

Ecke Kleff - Knapp

55

Stemberg, D.W., Rohde-Steinberg, Fuß

ersetzt

Am Steinberg 6

56

Thiemann

 

Fahrendelle

57

vom Sondern, Kracht,

zerstört

17.5.1943

Insel (5)

58

von der Höh, Seving, Seele, Trosbach

vorhanden

Hevener Mark 26

59

Wegmann, F.Wegmann, Böcker, Schmale, Liedtke und Böcker

vorhanden

Menkenstr. 5

60

Wolfeskuhler gen. Brune, Brune

vorhanden

Kleff 149

61

Zurnedden, Grieb

 

Hevener Mark 23

 

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