Bürger- und Heimatverein Heven e.V.
                                    gegründet 07.02.1897
 
 
   

 

 

 
 Heven 
  Ruhr

 
 

Kemnader Stausee

 
 

  

Am 21.Januar 1933 schrieben die Groß-Bochumer-Nachrichten folgen Zeitungsartikel:

Das große Bauprojekt für Bochum - Bau eines Stausees

Pläne des Ruhrverbandes - Im Sommer soll mit der Arbeit begonnen werden

Der Geschäftsführer des Ruhrverbandes Dr. Ing. Dr. h.c. Karl Imhoff gab liebenswürdigerweise einem unserer Mitarbeiter Auskunft über den Stand der Arbeiten des Ruhrverbandes.

„Im Jahre 1927 faßte man den Plan, die Ruhrstrecke von Hengstey bis zum Rhein durch acht Stauseen aufzuteilen, die die Reinigung des Ruhrwassers durch Vergrößerung der Durchlaufzeit selbsttätig vornehmen. Für das Bochumer Gebiet plante man den Stausee bei Herbede. Die Pläne hierzu wurden im Jahre 1930 ausgearbeitet. Im Jahre 1931 wurde der Ausbau wegen der eintretenden schlechten Wirtschaftslage zurückgestellt.

Für den Herbeder See fand man eine Zwischenlösung, zu deren Durchführung nicht so große Mittel erforderlich waren. Jetzt traten aber Schwierigkeiten von Seiten einer Zeche ein. Für Monate wurden die Ölbachteiche bei der Zeche Klosterbusch außer Betrieb gesetzt. Lange Zeit wurden Beobachtungen der oberirdischen und unterirdischen Wasserverhältnisse des Gebietes gemacht. Es ergab sich, daß der Zulauf zu der betreffenden Grube unabhängig von dem Betriebe der Ölbachteiche ist und damit auch dem Ausbau des Herbeder Sees aus dieser Hinsicht heraus keine Schwierigkeiten erwachsen können. Innerhalb der drei Betriebsjahre der Ölbachmündungsteiche hatten sich 24000 Kubikmeter Schlamm in ihnen abgesetzt.

Die Pläne zum Bau des Herbeder Sees liegen den Behörden schon vor. Der Stausee wird sich in einer Länge von fast fünf Kilometern von der Ruhrbiegung bei Knapp kurz hinter der Kläranlage bei Witten bis zum Kraftwerk Stiepel an der Kemnader Brücke erstrecken. An seiner breitesten Stelle wird der See fast 500 m breit sein. Im Sommer dieses Jahres soll mit dem Bau begonnen werden.

Für dieses Jahr sind zu der Durchführung der Arbeiten 700000,- Mark bewilligt worden. Das Gelände befindet sich schon zum größten Teil im Besitz des Ruhrverbandes. Um eine möglichst große Zahl von Erwerbslosen beschäftigen zu können, werden die Arbeiten hauptsächlich als Handarbeit durchgeführt werden. Überall da, wo sie wirtschaftlich vertretbar ist, soll sie durchgeführt werden. Die Erde für die Dammaufschüttungen kann in unmittelbarer Nähe gewonnen werden und mittels Loren an ihren Platz geschafft werden. Gleichzeitig soll aus einem, dem Ruhrverband gehörenden Steinbruch das nötige Material für die Uferbefestigungen herangeschafft werden.

Von den Bochumer Erwerbslosen könnten dann über 1000 Arbeiter beschäftigt werden. Durch eigene Einnahmen aus der Wasserkraft des Sees und Ausnutzung des Strandgebietes durch eine Seegesellschaft kann bei geringem Zinsfuß die Anlage wirtschaftlich gemacht werden.“

Bis hierhin die Ausführungen Dr.Imhoffs. Wir sind es gewohnt, von amtlicher und halbamtlicher Seite in den letzten Jahren optimistische Auffassungen und große Pläne zu hören. Wir würden es jedoch wirklich begrüßen, wenn endlich einmal durch dieses Projekt, wenigstens in kleinerem Maße für 1000 Bochumer Arbeiter Arbeitsmöglichkeiten besorgt würden. Bei der großen Zahl der Bochumer Erwerbslosen kann dem Plan eine besonders große Bedeutung allerdings nicht zugemessen werden. Hoffentlich kommt nicht im letzten Augenblick eine Entscheidung, daß aus wirtschaftlichen Gründen und unvorhergesehener Schwierigkeiten der Plan zurückgestellt werden muß.

 

Wie obiger Zeitungsbericht andeutet, war im Ruhrbereich zwischen Herbede, Heven, Querenburg und Stiepel seit 1927 ein Stausee geplant. Mit den Bauarbeiten sollte im Sommer 1933 begonnen werden, wobei 1000 Erwerbslose dabei Beschäftigung finden sollten. Sinn und Zweck des Stausees sei eine sicherere Trinkwasservorsorgung des Reviers und eine Nachklärung des Ölbaches sowie der Schaffung eines Naherholungsgebietes. Doch realisiert wurde dieses Bauvorhaben erst 43 Jahre später, weil damals zum einen die wirtschaftliche Lage es nicht zuließ und zum anderen die Zechen Holland und Klosterbusch Wassereinbruch befürchteten und die Firma Lohmann ihr Wasserrecht gefährdet sah, das sie im 19.Jahrhundert durch den Kauf der alten Herbeder Zwangsmühle erworben hatte. Doch mit der Stillegung der beiden Zechen zu Beginn der 60-er Jahre (Zeche Klosterbusch 31.07.1961) und der Begrenzung der Stauhöhe auf 72 m NN am Kemnader Wehr, wobei der Firma Lohmann ein Wasserrecht von 30 m³/s zugestanden werden konnte, waren die Hindernisse aus dem Wege geräumt. Beschleunigend wirkte auch noch der Landtagsbeschluß vom 18.07.1961 zur Gründung der Ruhr-Universität Bochum in Querenburg aus.

Für den Grunderwerb der benötigten 125 ha mußten 34 Mill. DM und für die primären Erstellungskosten 125 Mill. DM aufgebracht werden, von denen das Land NRW 60 % trug. Die zweite Ausbaustufe verschlang knapp 50 Mill. DM. Das Land NRW übernahm davon 40 Mill. DM. Den Rest trug die gegründete Freizeitgesellschaft Kemnade (FZK), deren Anteilseigener

der Siedlungsverband Ruhr bzw. heute der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) mit 69,9 %, die Stadt Bochum mit 12,6 %, die Stadt Witten mit 7,5 %, der Ruhrverband mit 5 % und der Ennepe-Ruhr-Kreis für die frühere Stadt Herbede mit 5 % sind.

 

Nun folgen einige Daten zur Größe und Chronologie des Kemnader Stausees:

Stauinhalt 3 200 000 cbm
Stauziel über N.N. 72 m
Stauhöhe 2 m und in der Regattarinne 3 m
4 Wehrfelder a 25 m = 100 m
maximaler Durchlaß 2300 cbm/s
Wasserfläche 125 ha
Staulänge 3000 m
Breite 430 m
Rundwegenetz 10 km

  

Die vorangehenden Planungen und Untersuchungen der zu erwartenden Strömungen innerhalb des Sees führte die Universität Karlsruhe anhand von Modellen durch.

21.05.1976

erster Spatenstich (Spundbohlen wurden in den Boden gerammt)

08.06.1977

Beginn des Einfahrens der Wehrklappen

09.08.1978

wurde die letzte Wehrklappe eingehängt, (jede wiegt 50 t)

01.09.1979

feierliche Eröffnung des aufgestauten Sees

13.09.1980

feierliche Freigabe des Stausees an die Bevölkerung

1981

Errichtung einer Fußgängerbrücke am Kemnader Wehr

1982

Neubau der Schleusenkammer (Herbeder Schleuse), Errichtung einer Fußgängerbrücke über die A43 zum Schwerpunkt Herbede

1982 / 83

wurden die Gebäude der ehemaligen Zeche Gibraltar in Overney zu Bootshallen für Ruderer, Kanuten und Surfer umgebaut

1983

wurde Luhns-Mühle für FZK erworben (ab 26.02.1991 FZK-Verwaltung)

07.04.1984

Grundsteinlegung des Heveney-Bades, Einweihung des Segelhafens und des Seglerhauses

25.04.1984

MS-Kemnade-Schiff wird zu Wasser gelassen

01.09.1984

Freigabe der Fußgängerbrücke, die der Autobahn angehängt ist

25.08.1984 (WAZ)

der Verein ProGrün droht den Städten Witten und Bochum mit Klage gegen den Weiterbau der U35 zum Kemnader Stausee und nach Witten

04.05.1985

Richtfest des Freizeitbades

27.05.1987

ein Mann ertrinkt im Stausee (19.06.in Hattingen angeschwemmt)

Pfingsten 1987

neue Schwalbe wird in Dienst gestellt

3.06.1987

letzte Fahrt der alten Schwalbe

09.Nov.1987

Sauna des Freibades ging in Flammen auf (erst 1986 installiert)

1989

Bau einer Brücke eigens für Fußgänger am Ölbach

Ende August 1989

kranke Enten und Schwäne im Stausee

 
Vorderseite der Einladung zum Seefest im Jahre 1989 (Die Graphik zeigt eine von einem Ritter getragene Nixe, wobei symbolisch wohl die Nixe für den See und der Ritter für beiden Burgen „Haus Herbede“ und „Haus Kemnade“, zwischen denen der See liegt, stehen.)

Herbst 1989

erste Fahrt der Museumsbahn im Ruhrtal

ab 1990

Inselbildung im Anfangsbereich des Sees (Ruhrboden)

3.09.1992

Freigabe des 1.Teilstücks der Seestraße zwischen A43 und Herbeder Ruhrbrücke

1992

Einrichtung einer Inertstoff-Deponie zwischen A43, Seestraße und Ruhr

Herbst 1998

Bau eines Indoor-Beachsport-Centers zwischen A43, See- und Universitätsstraße

1999

weiterer Ausbau der See- und Universitätsstraße in Richtung Luhns-Mühle

ab 2002

starke Wasserpest-(Elodea-)Vermehrung, so daß Mähboote eingesetzt werden müssen

2003

zwischen Seestraße, der Ruhr und der A43 entsteht eine öffentliche 9 Loch-Golfanlage, die das Gelände der ehemaligen Inertstoff-Deponie mit einschließt, Fertigstellung 2006, Erweiterung der Parkplatzflächen am Freizeitbad Heveney

Herbst 2004

Erweiterung und Modernisierung des Freizeitbades Heveney „Die Entwicklung vom Spaßbad zur Ruhrtaltherme“

30.04.2005

Geschäftführer des FZK Diplom Ingenieur Klaus-Dieter Beier geht in den Ruhestand. Er war 27 Jahre für die Naherholung am See zuständig und davon 13 Jahre als Geschäftsführer

01.06.2005

Wilfried Perner ist neuer Geschäftführer des FZK

09.07.2005

Freigabe des 500 m² großen Außenbeckens und des großen Ruheraumes beim Freizeitbad Heveney (Baukosten 3,8 Mil.€)

März-Anfang April 2006

Reparatur der „Herbeder Schleuse“

29.03.2006

Anlieferung und Wasserung der neuen Fähre, die an der Insel zwischen Schleuse und Ruine Hardenstein zum Personentransport eingesetzt werden soll, im Hafenbecken des Kemnader Stausees.
Zur Fähre: Der Rumpf stammt aus Holland und die Fertigung erfolgte in der Herbeder Gerberstraße. Die Fähre ist 9,80 m lang und 2,80 m breit. Der Antrieb erfolgt über einen 7 KWh starken mit Batterie betriebenen Elektromotor. Eine Batterieladung reicht für den Betrieb von 1,5 Tage. Die Erstellungskosten belaufen sich auf 238000 €.

30.04.2006

Taufe der neuen Ruhr-Fähre auf den Namen „Hardenstein“.
Die Fähre fährt augenblicklich täglich von 10-17 Uhr. Sie soll künftig die beiden Ruhrufer von 9-20 Uhr verbinden, wobei jeweils bei einer Überquerung nur maximal 16 Personen befördert werden dürfen. Mitgeführte Fahrräder zählen für den Transport als Person.

14.10.2006

Abschluß der Fährsaison
68000 Menschen wurden ab April über die Ruhr befördert.

13.10.2011

Fertigstellung des Kraftwerkes an der rechten Seite der Sperrmauer
des Kemnader Stausees bei 64,245 Ruhr-km
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Sperrmauerhöhe 72 m N. N.
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Fallhöhe 2,40 m, Wassermenge 35 – 15 m³/s
::
erzeugter Strom 3700000 kWh/Jahr mit Kaplanturbine

 

Als Resümee sei gesagt, daß unsere Region trotz des durchgemachten großen Strukturwandels durch den Bau der A 43 und des Stausees vom einst bäuerlich geprägten Ruhrtal jetzt als Freizeitangebot wieder einen besonders erholsamen Stellenwert erhalten hat.

 

 

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